Bayerisch Gmain

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Wappen Deutschlandkarte
Bayerisch Gmain
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Bayerisch Gmain hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 43′ N, 12° 54′ OKoordinaten: 47° 43′ N, 12° 54′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Berchtesgadener Land
Höhe: 540 m ü. NHN
Fläche: 12,33 km2
Einwohner: 3202 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 260 Einwohner je km2
Postleitzahl: 83457
Vorwahl: 08651
Kfz-Kennzeichen: BGL, BGD, LF, REI
Gemeindeschlüssel: 09 1 72 115
Gemeindegliederung: 1 Gemeindeteil
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Großgmainer Straße 12
83457 Bayerisch Gmain
Website: www.bayerisch.gmain.de
Erster Bürgermeister: Armin Wierer[2] (FWG)
Lage der Gemeinde Bayerisch Gmain im Landkreis Berchtesgadener Land
KarteBerchtesgadenEck (gemeindefreies Gebiet)SchneizlreuthSchellenberger ForstAinringAnger (Berchtesgadener Land)Bad ReichenhallBayerisch GmainBerchtesgadenBischofswiesenFreilassingLaufen (Salzach)MarktschellenbergPidingRamsau bei BerchtesgadenSaaldorf-SurheimSchneizlreuthSchönau am KönigsseeTeisendorfLandkreis TraunsteinÖsterreich
Karte

Bayerisch Gmain ist eine Gemeinde und ein Kirchdorf im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land. Sie schließt sich unmittelbar an Bad Reichenhall an und hat außer dem Hauptort keine weiteren Gemeindeteile. Der Weißbach trennt Bayerisch Gmain vom österreichischen Großgmain.

Geografische Lage

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Die Gemeinde liegt eingebettet zwischen den Bergmassiven Untersberg und Lattengebirge. Im Norden liegt das Kirchholz (ein Standortübungsplatz mit Teilen auch in der Stadt Bad Reichenhall, bis 1980 gemeindefrei); es besteht im Untergrund aus Haselgebirge, einer Mischung aus salzhaltigen Ton- und Gipsmergeln. Im Gemeindeteil Leopoldstal (1906 aus der aufgelösten Gemeinde St. Zeno eingemeindet) wurde früher daraus Gips gewonnen. Der Weißbach stellt im Osten eine natürliche und politische Grenze zum österreichischen Großgmain dar.

Der gleichnamige Hauptort, ein Kirchdorf, ist nördlich im Gemeindegebiet situiert.[3]

„Auf der Gmain“ ist eine jahrhundertelang gebrauchte Bezeichnung für den Siedlungsraum zwischen Untersberg und Lattengebirge, Hallthurm und Kirchholz.

Bereits die Menschen der Bronzezeit wussten den Reichtum des Bodens (Salz in Reichenhall) und die günstige Lage der Umgebung zu schätzen und ließen sich hier fest nieder. In der Römerzeit hieß die Gegend Mona, woraus sich dann der Name „Gmain“ entwickelt hat. Im Rahmen einer Schenkung des bayerischen Herzogs Theotpert (reg. ca. 711–716) an das Stift Nonnberg in Salzburg aus dem Jahre 712 erscheint der Ortsname erstmals auf. Um 1100 erscheinen die Grafen von Plain, welche die Gegend der Gmain mit der Erbauung der Plainburg zum Mittelpunkt der oberen Grafschaft im Salzburggau machten.[4] Ungeachtet der landesherrschaftlichen Grenze, welche die weit verstreuten Höfe nach dem Niedergang der plainischen Herrschaft schon vor 1300 (etwa 1295) in eine bayerische und eine salzburgische Hälfte teilte, wurde die dörfliche Gemeinschaft von der Bevölkerung immer als eine Einheit verstanden.

Das vormals herzoglich bayerische Einzugsgebiet der Gemeinde grenzt sich somit soziokulturell innerhalb des Landkreises Berchtesgadener Land von dessen südlicher Region Berchtesgadener Land[5] in den historischen Grenzen des fürstpropstlichen Kernlandes ab und bildete zugleich ein Bindeglied zum einstigen Erzstift Salzburg.

Im Vollzug des religiösen Lebens bildete die kirchenrechtliche Einheit eine Gemeinschaft stiftende Grundlage für alle Gmainer. Was das wirtschaftliche Gefüge, das kulturelle Leben im Allgemeinen und die Schulausbildung im Besonderen betrifft, spielte die Landesgrenze entlang des Weißbaches kaum eine Rolle. Auch die vielfältigen verwandtschaftlichen Verflechtungen über die Grenze hinweg bildeten natürlicherweise ein starkes Bindeglied. Trennend wirkte lediglich die jeweils am Weißbach endende salzburgische und bayerische Gerichtsbarkeit, welche die verschiedene Landeshoheit begründete.

Wirkliche Bedeutung erlangte die staatliche Trennung erst ab 1816, als nach einer kurzen Zeit der Vereinigung der beiden Ortsteile unter bayerischer Verwaltung die politischen Unterschiede im 19. Jahrhundert immer stärkere Geltung erlangten. Trotz der Ausformung zweier eigenständiger Gemeinden blieb das Zusammengehörigkeitsgefühl erhalten. Gleiche wirtschaftliche Interessen, vor allem im Fremdenverkehr, trugen ebenso dazu bei wie die Zweckmäßigkeit gemeinsamer technischer Einrichtungen. Der besondere Reiz – und zudem eine Verpflichtung – besteht in der Wahrung des gemeinsamen historischen Erbes bei aller inzwischen entwickelter Eigenständigkeit.

Am 1. Dezember 1905 wird ein Teil der aufgelösten Gemeinde Sankt Zeno eingegliedert, nämlich der Weiler Leopoldstal, eine kleine Exklave von Sankt Zeno östlich des Kirchholzes am Weißbach.[6]

Am 10. November 1926 wurde die Gemeinde Gmain in die heutige Bezeichnung umbenannt.[6]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es unter den Displaced Persons zahlreiche Kinder ohne Eltern oder Verwandte. Für sie wurden von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden über zwei Dutzend durch die UNRRA, ab 1947 durch die International Refugee Organization (IRO) verwaltete Children’s Centers eingerichtet,[7] darunter auch eines in Bayerisch Gmain im ehemaligen Hotel Am Forst, das zum Kinderzentrum Jehuda Makabi wurde. Es bestand vom Sommer 1946 bis zum Sommer 1948 und war anfangs mit 210 Kindern belegt, am Ende noch mit 143. Es gab einen Fußball-Club, einen Kindergarten, eine Volksschule und eine Berufsschule.[8] Von diesen Kindern spielten zwölf in Fred Zinnemanns Film Die Gezeichneten (Originaltitel: The Search) mit, die Zinnemann selber in Bayerisch Gmain ausgewählt hatte.[9] Das Kinderheim in Bayerisch Gmain unterstand offiziell der UN-Hilfsorganisation, die Betreuer und Bewohner innerhalb des Kinderheims waren in zionistische Jugendorganisationen eingebunden. Dementsprechend emigrierte die überwiegende Mehrheit der Kinder dann nach Palästina bzw. Israel.[10] Nach dem Auszug der Kinder und Jugendlichen betrieb die International Refugee Organization (IRO) ab Sommer 1948 in dem Gebäude ein Rehabilitationszentrum für jüdische Tbc-Patienten.[8]

Die Gemeinde hatte im Jahr 1961 noch eine Fläche von 779 Hektar. Ihre heutige Größe erreichte sie im Rahmen der Gebietsreform in Bayern durch die Eingliederung des nördlichen Teils des früheren gemeindefreien Gebiets Forst Sankt Zeno (261,80 Hektar) in den späten 1970er Jahren, die eine Arrondierung des Gemeindegebiets bewirkte, sowie durch eine weitere Gebietseingliederung: Am 1. Januar 1981 wurde das im Norden liegende gemeindefreie Gebiet Kirchholz aufgelöst und knapp zwei Drittel davon (96,13 von 155,29 Hektar) nach Bayerisch Gmain eingegliedert. Nur Forst St. Zeno ist eine separate, zweite Gemarkung innerhalb der Gemeinde. Die übrigen eingegliederten Gebiete (Leopoldstal, Kirchholz) gehören zur Gemarkung Bayerisch Gmain (972,55 Hektar).

Als zum Stichtag 1. Januar 2010 das im Süden angrenzende gemeindefreie Gebiet Bischofswiesener Forst aufgelöst wurde, wurde ein Teil dieses Gebiets der Gemeinde und Gemarkung Bayerisch Gmain zugeschlagen.

Einwohnerentwicklung

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Zwischen 1987 und 2019 wuchs die Gemeinde von 2557 auf 3056 um 499 Einwohner bzw. um 19,5 %.[11]

Die katholische Pfarrkirche ist dem Heiligen Niklaus von Flüe geweiht.

Der Ort gehört zum Einzugsgebiet der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Bad Reichenhall mit ihrer Evangelischen Stadtkirche.

Kommunalwahl 2020[2]
(Wahlbeteiligung: 50,4 %)
 %
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50
40
30
20
10
0
35,04 %
(−17,86 %p)
24,29 %
(+5,29 %p)
18,9 %
(+4,2 %p)
16,23 %
(+11,93 %p)
5,53 %
(−3,47 %p)
2014

2020

Gemeinderatswahl am 15. März 2020[2]
Partei Sitze
CSU 05
Freie Wählergemeinschaft 04
GRÜNE 03
FDP 03
SPD 01
Gesamt 16

Seit dem 5. März 2019 ist Armin Wierer (FWG) Erster Bürgermeister.[12] Vorgänger war seit Mai 1996 Hans Hawlitschek (CSU).

Wappen und Flagge

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Blasonierung: „Geteilt; oben gerautet von Silber und Blau, unten in Rot übereinander zwei waagrechte silberne Fische.“[13]
Wappenbegründung: Die Rauten beziehen sich einerseits auf die einstigen wittelsbachischen Landesherren wie auch auf das heutige Bayern. Der untere Teil hingegen bezieht sich auf die so genannte Gmain bzw. Großgmain, die dem Erzstift Salzburg unterstand.[13]

Dieses Wappen wird seit 1963 auf der Rechtsgrundlage eines Beschlusses des Gemeinderats und der Verleihung des Wappens durch das Staatsministerium des Innern nach einer Ministerialentschließung vom 16. September 1963 geführt.[14]

Der seit 1926 gültige amtliche Ortsname „Bayerisch Gmain“ verweist auf eine besondere territorialgeschichtliche Situation, die bei der Wappenannahme 1963 zur Ausnahmegenehmigung führte, dass die Gemeinde die Rauten im Gemeindewappen führen darf. Das untere rote Feld mit den zwei silbernen Fische ist dem Wappen der Augustinerpropstei St. Zeno in Reichenhall entnommen, die als Grundherrschaft im Gemeindegebiet von großer Bedeutung war.[13]

Als inoffizielle Gemeindefahne wird eine weiß-blaue Flagge mit dem Gemeindewappen verwendet.[15]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für das Heilbad Bayerisch Gmain. Die touristischen Angebote innerhalb werden in enger Verbindung mit der benachbarten Stadt Bad Reichenhall im Verband Bayerisches Staatsbad – Kur-GmbH Bad Reichenhall / Bayerisch Gmain beworben,[16] der wiederum Mitgesellschafter der für den ganzen Landkreis werbenden Marketinggesellschaft Berchtesgadener Land Tourismus ist. Neben ihrer zentralen Lage innerhalb des Landkreises bietet die Gemeinde selbst u. a. für den Wintersport die Rodelbahn Alpgarten.[17]

Im gleichnamigen Hauptort befindet sich das Bayerische Feuerwehrerholungsheim, heute „Gästehaus & Restaurant St. Florian; auch das Freizeit- und Erholungszentrum der Bayerischen Feuerwehren“ genannt.[18]

Die hochrangigste Straßenverbindung ist die Bundesstraße 20 von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall.

Der Hauptort verfügt über einen Haltepunkt, ehemals Bahnhof, an der Bahnstrecke Bad Reichenhall–Berchtesgaden. Seit 2006 wird dieser in beide Richtungen stündlich von der Linie S4 der S-Bahn Salzburg bedient, die von der Berchtesgadener Land Bahn betrieben wird. Mit dem Intercity/Regional-Express-Zugpaar Königssee besteht außerdem eine Direktverbindung von bzw. nach Hamburg.

Persönlichkeiten

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  • Max Bernuth (1872–1960), Kunstmaler, Buchillustrator
  • Dieter Dressler (1932–2011), Maler und Grafiker
  • Hans Erlwein (1872–1914), Architekt, Stadtbaurat in Bamberg und Dresden
  • Leodegar Mayr (1928–2013), Geigenbauer
  • Ines Papert (* 1974), Sportkletterin und Eiskletterweltmeisterin
  • Ulrike Riedel (* 1948), Juristin, Politikerin, Staatssekretärin in Hessen und Sachsen-Anhalt
  • Claire Waldoff (1884–1957), Kabarettistin, Sängerin; lebte von 1939 bis zu ihrem Tod in Bayrisch Gmain
  • Johannes Lang, Max Schneider: Auf der Gmain – Chronik der Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain. Eigenverlag Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain 1995.
Commons: Bayerisch Gmain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Bayerisch Gmain – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. a b c Gemeinderat – Gemeinderat Bayerisch Gmain (Übersicht), ohne Angaben zur Wahlbeteiligung, online unter bayerisch.gmain.de
  3. Bayerisch Gmain. In: BayernAtlas (topografisch-politische Karte). Bayerische Vermessungsverwaltung, abgerufen am 19. Oktober 2021 (Layer: Verwaltungsgrenzen – Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften, gemeindefreie Gebiete; Gemeindegrenze dünn violett (Legende als PDF)).
  4. Siehe Johannes Lang, Max Schneider: Auf der Gmain. Chronik der Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain, S. 31–32; Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, Philipp Schmidt Verlag 2009, S. 190–191, 859, ISBN 978-3-87707-759-7
  5. Die Kulturlandschaften Bayerns: Vielfalt – Heimat – Schutzgut (Memento vom 27. März 2019 im Internet Archive), PDF-Datei, online unter www.heimat-bayern.de
  6. a b Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 434.
  7. Jim G. Tobias: „Selten gab es eine herzlichere Stimmung als hier…“ Das Internationale Kinderzentrum Aglasterhausen 1945-48, hagalil.com, 8. Dezember 2013
  8. a b After the Shoah: Bayerisch Gmain – Jüdisches DP-Kinderlager, auf der Website des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts e. V., online unter after-the-shoah.org
  9. Thies Marsen und Jim Tobias: Die Schmerzen des Krieges. In „The Search“ behandelte Fred Zinnemann das Schicksal jüdischer Waisen in der Nachkriegszeit. Nun jährt sich der Todestag Zinnemanns zum 25. Mal, in Die Tageszeitung (taz) vom 13. März 2022, online unter taz.de
  10. Andrea Livnat: Heimatlos. Displaced Schildren'Äs Camps in Bayerisch Gmain und Prien, hagalil.com, 13. Januar 1922. Bei dem Artikel handelt es sich um eine Rezension einer 2021 erschienenen Neuauflage des Buches von Jim G. Tobias: Heimatlos. Displaced Children’s Camps in Bayerisch Gmain und Prien, Antogo Verlag, Nürnberg 2006, ISBN 978-3-938286-31-9
  11. Bayerisch Gmain: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik, Statistik kommunal 2020, online unter statistik.bayern.de
  12. Bürgermeister, online unter bayerisch.gmain.de, abgerufen am 14. Mai 2020
  13. a b c Eintrag zum Wappen von Bayerisch Gmain in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  14. Eintrag zum Wappen von Bayerisch Gmain in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte m.w.N.
  15. Eintrag zu Bayerisch Gmain auf der Seite kommunalflaggen.eu
  16. Bayerisch Gmain: Die Sonnenterrasse der Alpenstadt, online unter bad-reichenhall.de
  17. Rodelbahn Alpgarten – Unter Flutlicht Schlitten fahren, online unter bad-reichenhall.de
  18. Millioneninvestitionen im Gästehaus und Restaurant St. Florian in Bayerisch Gmain, PDF, online unter feuerwehrheim.de.